Stillstand als Prozess

Krise kann als Anreiz zur Veränderung verstanden werden. Stillstand ist eine rein imaginäre Größe. Jeder Stillstand ist nur im Vergleich denkbar und daher immer noch ein Prozess. Und dieser Prozess hört nicht auf, solange wir denken. Das können wir als Anreiz verstehen. Wenn wir Stillstand als Prozess betrachten, eröffnen sich neue Gestaltungsmöglichkeiten.

Denken und Gestalten in Zeiten der Krise

Erst einmal richtet sich dieser Text an diejenigen, die diesen Text gerade lesen wollen, können und unter dieser Krise nicht existentiell so stark betroffen sind, dass andere Sorgen überwiegen. Handlungsfähigkeit ist die Grundlage für Veränderungsprozesse. Dies ist die Basis, von der folgende Punkte betrachtet werden können:

Information Mining
Krise bedeutet immer auch Informationsbedarf und -bereitstellung. Daten gibt es sehr viele, zu viele. Welche bilden den Status quo ab? Welche dienen der Vermittlung von übergeordneten Prozessen? Welche Daten sind relevant? Daten sind nur im Zusammenhang aussagekräftig. Nur vernetzt betrachtete Daten liefern Informationen, aus denen Variablen und Einflussgrößen für unser Denken und Handeln abgeleitet werden können. Diese Informationen müssen wir finden und kombinieren. Die sichersten Informationen beruhen auf eigenen Beobachtungen.

Live-Szenario
In Zeiten wie Corona erleben wir ein Szenario live, ohne Wenn und Aber. Wir sind direkt betroffen. Es geht um das Ganze und nicht mehr nur um Möglichkeitsformen. Wenn ein Szenario Wirklichkeit wird, ist es automatisch mehr von Belang als ein Gedankenkonstrukt im Sinne einer Stützstruktur für Lösungsfindungen. Automatisch sind auch unsere Ideen systemrelevanter als bloße Annahmen. Jetzt ist die Zeit für radikales Denken und wirkliche Transformation.

Ehrlichkeit
Das Leben bedeutet Veränderung. Transformation ist sozusagen die DNA von Leben. Und was gerade stattfindet, ist pures Leben. Anders als Dienst nach Vorschrift erfordert es eine lebendige Reaktion. Das ist spannend. Das ist notwendig. Das ist gut. Die Grundvoraussetzung für nachhaltige Entscheidungen ist Ehrlichkeit: Ehrlichkeit für unsere Situation und die der anderen. Dies bedeutet Abschied von bisherigen Planungen. Es geht nicht um kleine Korrekturen sondern um neue Pläne. Diese können aber nur erfolgreich gedacht werden, wenn wir ehrlich sind. Wir erhalten nur die bekannten Systemgrenzen aufrecht, wenn wir weiterhin den Fokus nach innen richten und im bestehenden System verweilen. Unser Blick muss aber nach außen wandern. Wir müssen auf ein verändertes Umfeld eingehen und Stellung beziehen – mit Antworten, die Lösungen für den veränderten Bedarf bieten.

Nutzerorientierung
Problemlösung fängt beim Nutzer an. Was? Für wen? Warum? Möglichst einfach, effizient und mit Zufriedenheit nutzbar. Der Nutzer sind die anderen. Nicht wir. Im Moment der Krise ist das eine schwierige Übung – eigene Problemen zugunsten der anderen hinten anstellen. Es geht um den Bedarf und Bedürfnisse der Nutzer. Diese müssen wir verstehen. Erst dann kommt unser Produkt – als Problemlöser. Nur wenn es den Nutzern hilft, ist es erfolgreich.


Stillstand als Prozess ist wahrscheinlich dynamischer und innovativer als es Agile Transformation je für möglich gehalten hätte. Wir können uns in der Krise erlauben, radikaler zu denken und wirklich neue Wege zu entwerfen, weil viele Regeln nicht mehr gelten. Es kann viel mehr in Frage gestellt werden als innerhalb gewohnter Arbeitsabläufe. Wir merken, was alles möglich ist, weil wir es direkt erfahren. Wir können neu formen. Und wir müssen es.

Aktion statt Reaktion. Neu statt anders. Heute statt morgen.